Category: | Interview - Internet | Publish date: | 3/1/2004 |
Source: | Waste of Mind (March 1, 2004) (Germany) | With: | Greg Graffin |
Synopsis: | Interview with Greg Graffin by German Ezine Waste of Mind. Greg talks about their new album The Empire Strikes First, Politics, Star Wars and re-releasing albums. |
Bad Religion - Interview with Greg Graffin
by Tito Wiesner
wasteofmind.de, March 2004
Irgendwie sind sie ja schon richtige Punkrock-Opas, die Jungs von Bad Religion - schließlich feiern sie im nächsten Jahr ihr 25-jähriges Bandjubiläum. Trotzdem haben sie immer noch mehr Feuer im kleinen Zeh als die meisten jungen Punkrock-Bands zusammen im ganzen Körper, und mit ihrem 2002er-Werk "The Process of Belief" konnten sie einmal mehr ein Zeichen setzen - unter anderem auch dank der Rückkehr vom langjährigen Gitarristen und Mastermind Brett Gurewitz, der sich in den Jahren zuvor mehr um seine Drogensucht und sein Label Epitaph gekümmert hatte als um die Band. Das neue Album " The Empire Strikes First", das Anfang Juni erscheint, soll die lange Erfolgsgeschichte der kalifornischen Legende nun fortschreiben - und Sänger Greg Graffin zeigte sich im Vorab-Gespräch einmal mehr bester Laune und voller Zuversicht.
Greg, Ihr habt die Aufnahmen zur neuen Platte gerade abgeschlossen - was können wir erwarten?
Ich habe diesmal sehr lange an den Texten gearbeitet, weil es mir wichtig war, an keiner Stelle vage oder zweideutig zu klingen. In der Vergangenheit war es oft so, dass unsere Texte bisher frei interpretiert werden konnten, die zahlreichen Metaphern und Allegorien haben ja geradezu dazu eingeladen. Diesmal wird alles etwas deutlicher und klarer sein. Aber keine Angst, zu flach wird es nicht: Wer unsere Texte früher nicht kapiert hat, wird sie wohl auch diesmal nicht verstehen.
Deutlich und klar ist ja auch der Titel des neuen Albums - "The Empire Strikes First" lässt ja kaum Raum für Interpretationen und richtet sich ganz offensichtlich gegen die derzeitige Politik der US-Regierung.
Ja, das stimmt, das kann man kaum anders verstehen. Allerdings geht es uns nicht nur um George Bush - nur zwei Songs auf dem Album behandeln direkt die amerikanische Außenpolitik, ansonsten spielt unter anderem auch ein Thema wie Religion und die aus ihr resultierenden Probleme eine Rolle. Der Titel soll auch allgemein die Diskussion darüber unterstützen, was passiert, wenn ein Land einfach einen Krieg beginnt - und das dann auch noch ohne Unterstützung des eigenen Volkes. Uns war und ist es immer noch wichtig, niemals einen Song- oder Albumtitel zu haben, der uns vielleicht in zehn Jahren peinlich sein könnte, und ich glaube "The Empire Strikes First" ist so ein Konzept, zu dem wir auch in Jahren noch stehen können.
Gab es trotzdem in Eurer Karriere einen Song, der Dir heute unangenehm ist?
Na ja, auf unserem ersten Album gibt es den Song World War III. Als wir den geschrieben haben, war ich 15 Jahre alt, und insofern ist das Lied eigentlich gar nicht schlecht. Im Text gibt es aber die Zeilen " Stop, look, and listen to what the president says. The first lady is a fucking less". Völliger Nonsens, der sich aber gut gereimt hat. So einen Blödsinn habe ich später nicht mehr verzapft.
Der Titel des neuen Albums erinnert natürlich auch an den Star-Wars-Film "The Empire Strikes Back". Fans haben dementsprechend im Internet auch gleich ein paar potenzielle Cover für die neue Platte entworfen - auf einem bist Du als Darth vader zu sehen, und hinter Dir Greg Hetson als Yoda...
Haha, ehrlich? Keine schlechte Idee. Das mit dem Darth-Vader-Kostüm sollte ich mir merken, wäre bestimmt auch keine schlechte Idee so etwas auf der Bühne zu tragen.
Wie stehst Du denn eigentlich zu den Star-Wars-Filmen?
Ich liebe sie. Als sie damals im Kino liefen, war ich gerade ein kleiner Schul-Junge, und ich konnte gar nicht anders als schwer davon beeindruckt sein. Ähnlich ist es glaube ich, wenn heute ein junger Teenager einen Herr-der-Ringe-Film sieht. So etwas prägt einen einfach. Und ich denke, dass Empire Strikes Back der beste von allen Star-Wars-Filmen ist.
Zurück zu den Texten: Sind die deutlicheren Ansagen auch eine Reaktion auf die derzeitige weltpolitische Lage? Zahlreiche andere Punk-Bands wie NOFX haben ja auch kürzlich zum ersten mal seit langem wieder klare politische Statements von sich gegeben.
Ja, NOFX haben dieses Jahr ja sogar zu einer Art Anti-Bush-Jahr erklärt. Eine durchaus löbliche Sache, allerdings bin ich auch ein wenig skeptisch - schließlich muss man junge Punkrock-Kids ja nicht davon überzeugen, nicht George Bush zu wählen, solche Leute machen das ja eh eher selten. Natürlich ist das auch bei uns durchaus ein Beweggrund, noch mehr ging es uns aber einfach darum dieses Jahr nicht missverstanden zu werden; wir wollten einfach eindeutig Stellung zu verschiedenen Themen beziehen.
Bei eurem letzten Album hat ja das erste mal seit Jahren Brett Gurewitz wieder mit Dir zusammen die Songs geschrieben - auch ein Grund, warum viele das Album als Rückkehr zu alten Glanzzeiten bezeichnet haben. Die Fans hat das natürlich gefreut, weniger glücklich war man dann aber, als man mitbekam dass Brett auf den Touren fast nie mit dabei war.
Ja, ich kann verstehen dass viele Fans darüber enttäuscht waren. Aber Brett will halt nicht nur auf Tour gehen, sondern auch Bands produzieren und sich um sein Label Epitaph kümmern. Und allen Fans sei gesagt: Würde Brett nicht so viel Zeit und Mühe in Epitaph investieren, hätte eine Band wie Bad Religion gar nicht die nötigen Mittel, um weltweit auf Tour gehen zu können.
Ihr kommt ja kurz Veröffentlichung des Albums das nächste mal nach Europa. Wisst Ihr schon, wer die Vorband sein wird?
Ja, diesmal werden uns Randy aus Schweden begleiten.
Bereits vor der Veröffentlichung des neuen Albums werden viele eurer alten Alben in neuen Versionen veröffentlicht. Wie kam es zu diesen Re-Releases - schließlich waren die Platten doch eigentlich nie vergriffen?
Das stimmt, aber da sich die Technik in den letzten Jahren immens verbessert hat - heute ist es viel einfacher und besser möglich, analog in digital umzuwandeln. Da sich unser Back-Katalog immer noch sehr gut verkauft, dachten wir dass es nur fair wäre, neue Käufer auch in den Genuss dieser Technik kommen zu lassen. Und glaube mir: Die Platte klingen wirklich deutlich wärmer und besser.
Okay Greg, dann erst mal danke für Deine Zeit - wir sprechen uns ja bald wieder, sobald uns die neue Platte vorliegt!