Category: | Review - Internet | Publish date: | 1/1/2002 |
Source: | wasteofmind.de | ||
Synopsis: |
Bad Religion - The Process Of Belief (Epitaph)
by Robin Brauer; Tito Wiesner
wasteofmind.de, January 2002
Stil: Götterdämmerung oder zwei Reviews = eine Meinung
Medium: CD
Das neue Album der inzwischen auf sechs Mann und drei Gitarren angewachsenen Band ist einfach mal etwas, das so noch nicht da gewesen ist. Die Band kehrt zu ihrem früheren Label zurück und hat mit Gründungsmitglied Brett Gurewitz nicht nur einen weiteren Gitarristen an Bord, sondern auch einen unheimlich wichtigen und vor allem fähigen Songwriter wieder mit dabei. Viele sprachen bereits im Vorfeld der Platte vom einem zweiten "Suffer". Sicher ist, dass die 14 Songs auf jeden Fall die Wucht des besagten Albums haben und wohl auch den oberflächlichen Bad Religion Hörer aufhorchen lassen werden. Denn im Vergleich zu den letzten Outputs läßt sich wie gesagt ein deutlich hörbarer Unterschied erkennen, der eindeutig auch die Handschrift von Ex-und-wieder Mitglied Brett Gurewitz trägt.
Gleich der Opener "Supersonic" und die nächsten zwei Tracks, alles Stücke unter zwei Minuten, zeigen wo es lang geht: Vollgas auf der ganzen Linie. (Endlich wieder) fette Gitarrensounds, die zusammen mit dem auffallend treibenden Drumming Brooks Wackermans und natürlich der unverkennbaren Stimme Greg Graffins eine unglaubliche Energie freisetzten. Stücke wie "Broken" (mit Akustik!gitarre in der Strophe), "The Lie" oder auch das wunderbare "Sorrow" sind absolute Songperlen, weil sie, von "Broken", das fast schon als PunkPop bezeichnet werden könnte, mal abgesehen, die Bad Religion Eigenchaften Schnelligkeit, intelligente Arrangements und natürlich Melodie geradezu perfekt in sich vereinen. Keine Frage, Bad Religion haben mit "The Process of Belief" schon jetzt eines der besten und wichtigsten Alben des Jahres 2002 abgeliefert.
Robin Brauer
2000 war kein gutes Jahr für Bad Religion-Fans. Schon in den Jahren davor musste man beobachten wie die Qualität der Alben der kalifornischen Punkrock-Institution beständig abnahm, aber 2000 war dann wirklich der absolute Tiefpunkt erreicht: The New America war eine Platte voller Belanglosigkeiten, ein uninspiriertes, unkreatives und unwichtiges Werk, eine Scheibe, die einer Band wie Bad Religion nicht würdig ist. Und trotzdem war die ganzen letzten Jahre die Hoffnung da, dass die Musiker doch noch mal die Kurve kriegen, zu alter Stärke zurückfinden und sich wieder an die Spitze des Punkrockmovements setzen. Und diese Hoffnung sollte sich erfüllen - genau jetzt, im Januar 2002.
Als langjähriger Fan läuft man oft Gefahr, einen zu subjektiven Blick auf die Dinge zu bekommen. Aber, ganz ehrlich: Wer auch nur ansatzweise diese Band mag, wird zugeben müssen dass The Process Of Belief ein Meisterwerk geworden ist, eine Platte, wie ich sie dieser Band - ganz ehrlich - eigentlich gar nicht mehr zugetraut hätte. Das liegt zweifellos vor allem an dem Umstand, dass mit Epitaph-Chef Brett Gurewitz der ehemalige Mentor der Band, der 1994 unter anderem auf Grund seiner Drogensucht Bad Religion verlassen hatte, jetzt wieder mit an Bord ist und das über Jahre so erfolgreiche Songwritingteam mit Sänger Greag Graffin wieder vervollständigt.
The Process Of Belief erinnert über weite Strecken an das Götteralbum Suffer von 1988, denn auch das neue Werk geht ähnlich ungestüm zur Sache, hier werden keine Gefangenen mehr gemacht, die Band hat wieder Biss und Wut. Gleichzeitig wurden die Möglichkeiten der zeit aber auch genutzt - noch nie war eine Bad Religion-Platte so gut produziert wie diese hier. Und die Band hat weiterhin Mut zu - diesmal geglückten - Experimenten - etwa bei der ersten Single Sorrow, die mit ihrem melancholischen Unterton an Slumber erinnert, oder beim Song Can't Stop It, wo mit verzerrten Stimmen gearbeitet wird.
Man könnte Tausend Worte zu dieser Platte verlieren, man könnte aber auch vereinfacht sagen dass eine der wichtigsten Punkrockbands aller Zeiten wieder zurück ist - besser denn je. Ich glaube, 2002 wird noch ein verdammt gutes Jahr....
Tito Wiesner
9 / 10