Category: | Interview - Internet | Publish date: | 2/11/2011 |
Source: | pankerknacker.com (Germany) | With: | Greg Hetson |
Synopsis: |
Ragna: Hey Greg, gut euch endlich mal wieder hier zu haben.
Greg: Gut hier zu sein!
Ragna: Genießt ihr eure Zeit in Deutschland?
Greg: Immer! Es ist ja nun auch schon wieder eine Weile her…
Ragna: Greg Graffin hat einst Berlin mit L.A. verglichen. Insbesondere immer mehr amerikanische Künstler ziehen hierher. Wie gefällt es dir hier? Was weißt du über Berlin? Wie hast du bisher diese Stadt erlebt?
Greg: Nun wir haben einige unserer ersten Shows hier in Berlin gespielt und auch einige sehr große. Berlin ist über die Jahre, in denen wir immer wieder hier waren so eine Art zweites Zuhause für Bad Religion geworden.
Ragna: In den Köpfen vieler Deutscher hält sich die Vorstellung, dass der gemeine Amerikaner sich nicht wirklich für andere Kulturen interessiert. Kannst du dieses Klischee widerlegen? Spricht z.B. jemand aus der Band eine andere Sprache?
Greg: Nun, Brian spricht Französisch, Greg Graffin ein bisschen Spanisch und ich
spreche einige andere Sprachen, aber keine davon fließend. Es ist also schon ein Klischee. Aber das gibt es als eine Art Witz auch bei uns: Jemanden der zwei Sprachen spricht nennt man bilingual, jemanden der mehrere Sprachen spricht, nennt man multilingual und jemanden der keine Sprachen spricht nennt man Amerikaner. Ein bisschen Wahrheit ist an diesem Witz also schon dran. (lacht)
Ragna: Bad Religion sind annähernd 30 Jahre am Start. Was motiviert euch immer noch Konzerte zu spielen, Songs zu schreiben und auf Tournee zu gehen?
Greg: Wir sind immer wieder auf´s neue motiviert, weil wir lieben was wir tun. Wir haben noch vieles zu sagen, da es immer noch Dinge gibt, mit denen wir nicht zufrieden sind und die sich vermutlich auch niemals ändern werden. Die größte Motivation liegt aber in Momenten wie diesem: einfach heute hier zu sein.
Ragna: Das neue Album ist seit letztem Jahr draußen und ihr habt eine lange US-Tour hinter euch. In Europa spielt ihr dieses Jahr nur wenige Konzerte. Warum? Und werdet ihr nächstes Jahr wiederkommen?
Greg: Wir werden einen Monat in Europa sein und wir machen auch im nächsten Jahr eine Europa-Tour, vermutlich im Sommer. Aber ich denke hauptsächlich UK-Shows.
Ragna: Ist Deutschland dabei?
Greg: Ich bin mir nicht sicher, wann wir wieder in Deutschland sein werden.
Ragna: Auf einigen Bad Religion-Fanpages im Netz wird New Maps of Hell als euer bestes Album ever bezeichnet. Was denkst du im Rückblick auf 25 Jahre Bandgeschichte und 14 Alben darüber?
Greg: Oh, keine Ahnung… Wir haben immer versucht, unser Bestes zu geben. Auf jedem Album. Manchmal hatten wir Erfolg, manchmal weniger. Aber ich denke, wir haben’s schon ganz gut gemacht diesmal. Ich kann mich nicht beklagen.
Ragna: Du bist jetzt 47.
Greg: Ha ha, fast! Noch zwei Wochen…
Ragna: Wie fühlt es sich an, vor einer überwiegend völlig neuen Generation zu spielen? Und denkst du, dass deren Punk-Einstellung dieselbe ist, wie deine?
Greg: Es ist immer wieder überraschend, irgendwo hin zu kommen und die Leute hören uns immer noch zu. Ich weiß es nicht genau, aber die Einstellung muss eine andere sein, weil sich die Umstände schon verändert haben. Als wir damals angefangen haben Musik zu machen in den frühen 80ern, oder als wir in den späten 70ern erste Konzerte besucht haben, war es noch schwieriger, solche Musik überhaupt zu finden. Die Konzerte waren gefährlicher… ich meine damit nicht das Publikum, sondern man wusste einfach nie so genau was passieren würde. Manchmal kamen die Bullen und haben die Konzerte abgebrochen. Es gab damals noch viel Gewalt, die von der Polizei ausging. Sie hatten Angst vor der Musik und der Art wie die Leute aussahen.
Ragna: Wo liegen die größten Unterschiede zwischen den Punk-Generationen und welche Vor- bzw. Nachteile brachten die Achtziger mit sich (bezogen auf den Punk-Spirit und deine Lebenseinstellung)?
Greg: Na ja, heute ist es viel leichter… du kannst rüber auf die andere Straßenseite zu… wie heißt das, Karstadt?… gehen und dir ein Bad Religion Album kaufen. Früher gab es in Großstädten vielleicht ein bis zwei Möglichkeiten, an Musik zu kommen. Merchandise-Artikel gabs so gut wie gar nicht. Es gab kein Internet. Also haben die Leute vieles selbst gemacht. DIY. Das ist mal ein großer Unterschied. Aber ich denke es gibt viele Bands, die immer noch den alten Geist und Zorn weiter tragen.
Ragna: Bad Religion war mitunter die erste Punkband die akademisch, philosophisch, literarisch beeinflusste bzw. politisch und wissenschaftlich geprägte Texte in Punkrockmusik verpackte. Wie waren Anfang/Mitte der Achtziger die Reaktionen darauf? Hattest du das Gefühl, dass die Kids vermehrt auf diese völlig neue Nische gewartet hatten? Gab es Unmutsäußerungen, welche euch den so genannten erhobenen Zeigefinger eines Oberlehrers vorwarfen?
Greg: Es gab früher schon Bands, die einen ähnlichen Stil hatten und ähnliche Texte. Wir haben ja erst in den 80ern angefangen. Es gab also schon einige lange vor uns. Wir waren einfach ein Haufen gelangweilter Kids, die nach der Schule nichts zu tun hatten. Also haben wir Musik mit sozialkritischen Texten gemacht, weil wir nicht wie die anderen gedacht haben… wie ging’s weiter? Das ist eine sehr lange Frage!
Ragna: Ja, das ist sie! (Hat ja auch der Stefano ausgetüftelt) Ok, nächste Frage… Was ist aus den Plänen Greg Graffin’s geworden, eines Tages für den Posten des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu kandidieren?
Greg: Ich glaube für dieses Jahr ist er zu spät dran…
Ragna: Denkst du er wäre dazu in der Lage, seine Interessen dem gemeinen amerikanischen Staatsbürger schmackhaft zu machen und sich gegen seine Mitstreiter durchzusetzen? Glaubst du nicht, dass er viel zu gebildet ist, um als repräsentativer Politiker Erfolg haben zu können?
Greg: Ähm… na ja…also ehrlich gesagt: ich seh da keine Chance! Es tut mir leid! Sorry Greg! Entmutigend, aber er wird wohl genauso wenig Präsident wie jeder andere dieser Band.
Ragna: Der Stefan hat noch so ne lange Frage kreiert: Apropos Punk und Politik. Die Meinungen darüber gehen sehr weit auseinander. Die eine Seite besagt, dass eine Verbindung zwischen Punkrock und Parteien-Politik nicht dem Ursprung des Punkspirits entspricht und dessen Werte und Ideologe mit Füßen tritt. Die anderen meinen, man könnte durch den Einstieg in die Politik mit dem kleineren Übel, das Schlimmste bzw. den völligen Overkill verhindern bzw. eindämmen. Ich selbst bin da sehr hin- und her gerissen. Wie denkst du darüber?
Greg: Wir sind mehr so eine Art sozial-politische Beobachter. Wir sagen den Menschen nicht was sie denken sollen. Wir wollen sie eher dazu animieren, selbst Fragen zu stellen und eigene Antworten zu finden. Es gibt viel Kritik an politischen Bands. Wir liefern aber keine Antworten. Es gibt Bands, die so etwas versuchen. Wir sind keine Priester. Hab ich die Frage beantwortet?
Ragna: Ja!
Greg: Puh!
Ragna: Wie wichtig sind dir Werte wie Antifaschismus, Tierrechte, Unabhängigkeit, Emanzipation, Rebellion, Ungehorsam, Politik etc. die für manche mehr für andere weniger zum Punkrock dazugehören?
Greg: Ich würde sagen, dass die meisten dieser Werte sehr wichtig sind. Ich weiß nicht, ob es die Rebellion ist. Zumindest zu rebellieren, ohne einen vernünftigen Grund, halte ich für schwachsinnig. Es ist nicht produktiv. Alle anderen Werte halte ich für überaus wichtig. Ich bin zwar kein Typ der…
Ragna: sich von Blumen ernährt…?!
Greg: Ja, oder Tiere aus ihren Käfigen befreit. Ich stimme all dem zu, aber nicht, wenn es auf extremistische Art und Weise praktiziert wird.
Ragna: Unter anderem spielst du noch bei den arschcoolen Circle Jerks und in den beiden Allstar-Bands Punk Rock Karaoke und Black President. Fühlst du dich mit Bad Religion nicht ausgelastet? Was treibt Greg Hetson in seiner Freizeit, wenn er nicht gerade eine Gitarre in der Hand hält?
Greg: Nun, ich spiele nicht mehr bei Black President. Ich wurde aus dieser Band rausgeschmissen. Hey, das erste mal, dass ich aus einer Band geflogen bin. (lacht) Ich verwende schon die meiste Zeit für Bad Religion. Nebenbei habe ich ein paar Shows mit den Circle Jerks und Punk Rock Karaoke. Ich produziere noch einige Bands und verbringe so viel Zeit wie möglich mit meiner kleinen Tochter. Ich bin ständig beschäftigt. Letztes Jahr wäre ich fast draufgegangen, beim Versuch vier Bands auf die Reihe zu bekommen und dem ständigen Rumgereise. Dieses Jahr habe ich meine Projekte neben Bad Religion etwas selektiert, weil ich´s letztes Jahr echt übertrieben hab. Im Januar kam dann der Zusammenbruch, also machten wir besser mal eine Minute Pause…(lacht)
Ragna: Drei Gitarristen in einer Punkband sind überaus selten, wenn nicht sogar ein Novum. Welche Vorteile, welche Nachteile entstehen dabei für dich? (oder spielt Brian Baker ausschließlich, wenn Mr. Brett ausfällt?)
Greg: Also, Brian und ich spielen fast, na ich würde sagen 98% der Touren. Brett geht kaum mit auf Tour. Er spielt mit uns wenn wir in L.A. auftreten oder an manchen Orten, auf die er Bock hat, aber wir brauchen ja auch nur zwei.
Ragna: Mit Tim Armstrong, Wayne Kramer etc. gelingt es euch immer wieder, prominente Gastmusiker aus dem Punkrock-Zirkus für eure Alben zu gewinnen. Wen würdest du dir als nächsten wünschen? Mit wem würdest du gerne mal zusammenspielen?
Greg: Ich bin nicht sicher. Normalerweise sitzt man zusammen im Studio hat eine Gitarre und singt etwas ins Mikrophon… so lief das in der Realität aber nicht wirklich ab…
Ragna: Aber gibt es einen Lieblings-Kandidaten?
Greg: Mit dem wir gerne spielen würden?
Stefan: Ja, zum Beispiel jemanden wie Amy Winehouse?
Greg: Nun, Brian hätte sicher nichts dagegen mit Amy Winehouse zu spielen. Ich würde sie nicht unbedingt auswählen. Ich hab da im Moment auch niemand konkreten im Kopf… (denkt nach) Etwas mit NOFX zusammen zu machen, würde sicher Spaß machen. Das sind gute Freunde von uns. Und ich würde mit jedem gerne wieder zusammenarbeiten, der bereits auf einem unserer Alben mitgewirkt hat.
Stefan: Warum spielt keiner von Bad Religion bei Me First And The Gimme Gimmes mit?
Greg: Ich weiß nicht!
Stefan: Das ist ja schließlich eine Punk-All-Stars-Band.
Greg: Ja, das ist richtig… Brian hat mal für zwei Wochen mit ihnen gespielt, aber ich weiß nicht… gute Frage… niemand hat uns bisher gefragt.
Ragna: Wie empfandest du die Zusammenarbeit mit Campino von den Toten Hosen? Ich hab ehrlich gesagt nicht verstanden was das sollte. Zumal Campino ganz im Gegensatz zu Greg Graffin einfach nicht singen kann.
Greg: Okay…
Stefan: …und es war dazu ein verdammt schlechter Song!
Ragna: Was? Ich liebe diesen Song!
Greg: Nun, wir haben bessere…
Stefan: Das denke ich auch.
Ragna: Sicher! Aber ich mag ihn trotzdem.
Greg: Die Jungs kamen zu einer unserer Shows… schon lange her… ich habe das erste Mal von ihnen gehört, als ich mit den Circle Jerks hier auf Tour war… das muss neunzehnhundert… ich erinnere mich nicht genau… 1987 gewesen sein und wir waren wie gesagt mit den Circle Jerks in Europa und unsere damalige Tourmanagerin… die hatte auch eine Band…
Stefan: Kiki
Greg: Ja, Kiki! Sie hat uns die Toten Hosen vorgestellt und sie kamen zu einer Show. Es wurde dann ganz lustig mit ihnen und es endete mit der Idee, einen Song und ein Video zusammen zu machen.
Ragna: Und hat euch die Zusammenarbeit Spaß gemacht?
Greg: Ja, es war total cool! Sie haben echt klein angefangen und haben sich zu einer der größten Punkbands Deutschlands entwickelt. Das finde ich schon cool.
Ragna: Gehst du selbst noch auf Konzerte? Welche sind deine Lieblingsbands und wirst du von ihnen beeinflusst?
Greg: Ich geh nicht auf so viele Konzerte. Ab und zu, wenn Freunde spielen, aber ich hab’s lieber ruhig wenn ich zu Hause bin. Ich kann laute Musik nicht ausstehen, weißt du… (lacht)
Ragna: Könntest du es dir vorstellen, Bad Religion Songs mit Protagonisten völlig anderer Stilrichtungen wie Swing, Blues, Soul, Roots oder gar Jazz aufzunehmen?
Greg: Nein. Ich will das machen, von dem ich weiß, dass ich es gut kann. Vor einigen Monaten hab ich mal versucht mit jemandem in einer völlig anderen Stilrichtung etwas auszuprobieren, aber es klang entsetzlich. Echt furchtbar! Ich konnte anderen Stilrichtungen nie wirklich etwas abgewinnen, weil ich mich auch nicht besonders damit beschäftigt habe. Vielleicht eines Tages…
Ragna: Wie denkst du, würden eure Fans reagieren? Ähnlich heftig wie 1983 nach dem progressiven Ausrutscher „Into the Unknown“, als sie diese Platte verärgert verbrannten bzw. zurückgaben?
Greg: Ich war damals noch nicht in der Band, aber ich war schon mit den Jungs befreundet. Es war schon komisch damals… nach „How Could Hell Be Any Worse“. Ich habe gefragt: Hey, seid ihr wirklich sicher, dass ihr das machen wollt? Und sie sagten: Jeah! Das sind wir! Und ich meinte: okay…?!
Ragna: Und mochtest du das Album?
Greg: Nein!
Ragna: Nein?
Greg: Gar nicht. Es gab ein paar Songs, die Potential hatten…
Stefan: Wer von Bad Religion mochte das Album denn überhaupt?
Greg: Wenn es nicht von Bad Religion gewesen wäre, wäre es okay. Aber daran sieht man, was passieren kann wenn 16 oder 17 Jahre alte Kids mit ein paar Dollar in der Tasche verrückt spielen: Wir nehmen eine Platte auf, wir entwickeln uns weiter und wir kaufen Keyboards…
Stefan: Normalerweise macht man solche Erfahrungen nachdem man einige erfolgreiche Alben draußen hat und gelangweilt ist. Bad Religion hat das nach dem ersten Album gemacht.
Greg: Ja, bei Bad Religion sind die Fehler früh passiert. Die Band war damals einfach für alle ein Hobby. Es war keine Full-Time-Band. Wir haben 10 Jahre lang einen Monat im Jahr getourt und ansonsten hat jeder seinen normalen Job weiter gemacht oder ist zur Uni gegangen. Wir sind irgendwie den umgekehrten Weg gegangen, um professionelle Musiker zu werden. Wir haben es gar nicht versucht. Es ist einfach passiert.
Ragna: Du bist kein Gründungsmitglied von BR, hast aber bereits bei der ersten EP
mit ein paar Gitarrensoli ausgeholfen. Wie kam es dazu? Hattet Ihr mit den Jerks etwa den selben Proberaum?
Greg: Nein. Ich hab die Jungs in der Band getroffen, als ich bei den Jerks gespielt habe. Wir hingen alle bei ihnen in Hollywood rum, vor und nach den Shows. Dann haben sie mir ein Demotape gegeben und ich mochte es. Ich hab sie gefragt, ob sie nicht ein paar Shows mit uns spielen wollen und so sind wir Freunde geworden. Und dann war ich in der Band… ein paar Jahre später…
Ragna: Kannst du von deiner Musik leben oder musst du noch arbeiten gehen? Passt Punkrock und Arbeit deiner Meinung nach zusammen? Was denkst du über „normale“ Jobs? Gibt es in den USA ein soziales Netz, das arbeitsunwillige Punkrocker auffängt, wie es in Deutschland der Fall ist, oder kommt man nicht umhin arbeiten zu gehen, um zu überleben?
Greg: Also nach den Konzerten laufe ich immer mit einem Hut rum und bitte die Leute um Kleingeld. (lacht)
Ragna: Verstehe! Das ist also dein eigentlicher Job.
Greg: Ja, so ist es… Nein! Ich lebe glücklicherweise nur von der Musik. Klopf auf Holz!
Ragna: Es gibt Bands bei denen es undenkbar ist, dass diese nüchtern auf der Bühne stehen und ne gute Show abliefern, wiederum gibt es andere, welche nur nüchtern spielen können weil sie sonst alles vergeigen. Wie verhält sich das bei euch? Wie wichtig sind für euch allgemein Alkohol und Drogen? Gehören Sex, Drugs and Rock n Roll untrennbar zusammen?
Greg: Also ich spiele nicht besonders gut, wenn ich betrunken bin. Ich nehme ein paar Drinks, bevor ich spiele, aber ich will nicht besoffen sein, weil es einfach nicht gut ist besoffen zu spielen. Manche Leute können das, aber wir waren nie so.
Ragna: Nicht ins Extreme gehen…
Greg: Ich persönlich nicht. Es gibt andere Bandmitglieder, die das sicherlich getan haben, aber es nicht mehr tun und andere haben sich niemals wirklich auf die Art abgeschossen.
Ragna: Gibt es gute Religionen oder sind sie alle schlecht?
Greg: Religion ist prinzipiell etwas Gutes, wenn sie in der wahren Bedeutung gelebt wird. Religionen predigen Mitgefühl, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Und sie hilft vielen Menschen, jeden Tag. Aber wenn sie in gegenteiliger Absicht missbraucht wird, wird sie zur schlechten Religion.
Ragna: Was bedeutet der Name Bad Religion für dich heute?
Greg: Ich weiß nicht… eigentlich immer noch dasselbe. Noch immer benutzen Menschen Religionen aus den falschen Gründen. Ja, es bedeutet für mich noch immer dasselbe.
Ragna: Wie entstehen eure Songs? Sitzt einer von euch allein zu Hause und schreibt einen kompletten Song oder trefft ihr euch im Studio und arbeitet zusammen?
Greg: Normalerweise machen Brett und Greg Graffin die Songs und schicken uns anderen dann ein Demo. Wir geben dann unseren Senf dazu und treffen uns noch mal um alles zu besprechen, bevor wir ins Studio gehen.
Stefan: Seid ihr mit Greg Graffins Texten immer einverstanden, oder gab es da auch schon Schwierigkeiten?
Greg: Ich glaube, es gab tatsächlich nur zwei Mal Streit wegen eines Textes.
Ragna: Erinnerst du dich um welchen Song es ging?
Greg: Einer davon sollte auf „No Control“, ich kann mich aber nicht erinnern, wie er heißen sollte. Jedenfalls mochte ihn keiner wirklich und wir sagten Greg: Nein! Tut uns leid. Und dann gab es noch eine Textzeile bei der wir der Ansicht waren, dass es nicht so ganz deutlich wurde was Greg sagen wollte und er hat sie dann umgeschrieben. Das gab es aber wirklich nur ganz selten. Ich kann mich tatsächlich auch nur an diese zwei Mal erinnern. Aber da sagten wir: Nein! Was zur Hölle willst du uns erzählen?!
Ragna: Okay, letzte Frage: stell dir eine perfekte Welt vor, in der es keine soziale, wirtschaftliche oder menschliche Ungerechtigkeit gibt. Worüber würdet ihr singen?
Greg: Das kann ich mir nicht vorstellen. Das wäre zwar schön, aber das wird niemals passieren.
Ragna: Ihr würdet also keine Hippy-Songs schreiben und über Blumen und den Sonnenschein singen?
Greg: Nein! Ich glaube, das können andere Leute besser.