Category: | Review - Internet | Publish date: | 1/1/2007 |
Source: | plattentests.de (Germany) | ||
Synopsis: |
New Maps Of Hell
Gregographie
Preisfrage: Was haben Gregory Walter Graffin und Thomas Gottschalk gemeinsam? Na? Zugegeben, auf den ersten Blick überhaupt gar nichts. Endfünfziger, blond-lockiger Bamberger Laberkopf versus zweiundvierzigjähriger US-Punkrock-Veteran inklusive Doktortitel in Evolutionsbiologie. So weit, so unterschiedlich. Und doch sind beide Teil von etwas, was man im Allgemeinen als Institution bezeichnen könnte. "Wetten, dass..?" mit Promigesülze und Baggerwetten versus Bad Religion mit Punkrock und Message. Beide sind seit den Achtzigern konstante Größen und mediale Erfolgsgaranten. Vollkommen losgelöst davon, ob man sie mag oder nicht: Man weiß, was einen erwartet.
So rieb sich mancher eingefleischte Bad-Religion-Fan etwas verdutzt die Ohrmuscheln, als die Kalifornier vor kurzem "Honest goodbye" als Vorbooten und gleichzeitig erste Singleauskopplung ihres neuen Albums "New maps of hell" auf ihrer MySpace-Seite der Öffentlichkeit preisgaben. Was man da so zu hören bekam, war und ist so gar nicht typisch für das Sextett. Nicht, dass es nicht auch schon früher etwas langsamere Songs und jede Menge Schunkel-Backgrounds gegeben hätte. Aber "Honest goodbye" klingt so dermaßen gut, erfrischend und sweet nach Weezer anno 1994, dass man sich fast schon heimlich gewünscht hat, Bad Religion würden auf ihre alten Tage noch mal komplett etwas Neues machen.
Machen sie auf ihrem vierzehnten Studioalbum aber natürlich nicht. Und das ist auch vollkommen okay so. "52 seconds" rast an einem vorbei. Und noch vor Erreichen der Vierminuten-Marke sind "Heroes & martyrs" und "Germs of perfection" abgearbeitet. Knackig, präzise und schnörkellos in der Strophe, melodisch und mehrstimmig im Refrain. "We have the tools, but have only just begun." schallt es hier aus den Boxen, "Is profit and greed the only conceit / On a scale between mere prosperity and inhumanity?" dort. Bissig, sarkastisch, politisch engagiert und sozialkritisch legen Graffin und Gurewitz inhaltlich nach wie vor den Finger in die Wunden der Gesellschaft. Bush und Irak sind längst kein Thema mehr. Probleme gibt's auch sonst genug.
Vieles von "New maps of hell" erinnert an das Liedgut zu "Suffer"-, "No control"- und "Against the grain"-Zeiten. "Murder" wird mitunter aggressiv heruntergeprügelt, "New dark ages" lebt von den hymnischen Background-Vocals und hat das Zeug zur neuen Lieblingsnummer der pogenden Zunft. Und "Fields of Mars" kommt trotz des Tempos schon ziemlich poppig daher, während die Jungs bei Songs wie "Prodigal son" gerne mal ein paar Gänge runterschalten. Da kann kein Bagger mithalten. Jede Wette.
7 / 10
- Jochen Gedwien