Category: | Review - Internet | Publish date: | 1/18/2013 |
Source: | laut.de (Germany) | ||
Synopsis: |
True North
16 Songs in 35 Minuten: Auf der Überholspur zur Bestform.
Stolze 32 Jahre lang reisen Bad Religion mittlerweile schon mit geschwollenen Mittelfingern, Turbo-Riffs und zeitlosen Melodien im Gepäck um den Globus. Auch auf ihrem 16. Studioalbum "True North" lassen die Herren Graffin, Gurewitz und Co. nichts anbrennen und enteilen der hechelnden Nachfolge-Punk-Generation abermals im Sauseschritt.
16 Songs in 35 Minuten, davon 14 auf der Überholspur: schnell, schneller, Bad Religion. Doch von kurzweiligem Husch-husch-Punkrock kann nicht die Rede sein. Das kalifornische Sextett beweist auf "True North" wieder einmal eindrucksvoll, dass es nicht zwingend fünfminütiger Ausschweifungen bedarf, um die Dinge nachhaltig auf den Punkt zu bringen.
Kein Song überschreitet die ominöse Drei-Minuten-Marke, und dennoch: Es fehlt an nichts. In sich abgeschlossene Riff-Themen? Kritische Fingerzeige mit Nachdenk-Garantie? Süchtig machende Harmonien im Akkord? Songs wie "Fuck You", "Vanity", "In Their Heart Is Right" oder "Dept. Of False Hope" lassen nichts vermissen. Im Gegenteil: Bad Religion ziehen anno 2012 noch einmal alle Register und präsentieren sich sowohl spieltechnisch als auch in puncto Dynamik und Entschlossenheit in absoluter Höchstform.
Bis auf die beiden Alternative-Verschnaufpausen "Dharma And The Bomb" und "Hello Cruel World" gibt der Sechser durchgehend Vollgas. Mit bewährter Und-ich-zauber-auch-im-Grabe-noch-wundersame-Melodien-aus-dem-Hut-Attitüde führt Frontmann Greg Graffin seine flitzenden Background-Wildpferde auf die richtigen Pfade. Wer hier nicht gern dabei ist, der ist bis zur Basis der Band-Historie noch nicht durchgedrungen.
Zwar haben in der Vergangenheit "21st Century Digital Boy" oder "Punkrock Song" dafür gesorgt, dass die Band nur noch selten vor nicht ausverkauften Häusern spielen muss. Doch der vor über drei Jahrzehnten in Los Angeles zusammengeschraubte Motor der Combo läuft immer noch am authentischsten, wenn der Keilriemen gespannt ist und die Räder des Sechs-Mann-Gefährts tiefe Profil-Furchen im Asphalt hinterlassen.
Mit "True North" sitzen Bad Religion fester im Genre-Sattel denn je und katapultieren sich nach vergangenen leichten Schlingerkursen wieder geradewegs nach vorne. Wer mit will, sollte sich gut anschnallen.
4 / 5
- Kai Butterweck