Category: | Review - Internet | Publish date: | 2/8/2013 |
Source: | enemy.at (Austria) | ||
Synopsis: |
True North
Die Band-Chefs Greg Graffin und Brett Gurewitz hatten sich darauf geeinigt, dass man sich dieses Mal nicht mehr so experimentierfreudig wie beim 2010er Album “The Dissent Of Men” zeigen möchte. Dabei hatte man damals eine Platte abgeliefert, die viele – dank der vielschichtigen Songs – in ihrer Frische überraschte.
Bei “True North” halten es die sechs Herren aus L.A. recht knapp und auf den Punk(t) gebracht. Ein Großteil der Songs reicht gerade mal an die Zwei-Minutenmarke heran. Gerüchten zufolge lag das vor allem am letzten Pennywise-Album “All Or Nothing”, dass Sänger Greg Graffin dazu inspiriert hatte, ein “schnelleres” Album zu machen. Man wollte damit wieder an das Jahr 1989 (“No Control”) anschließen.
Das ist Bad Religion (Homepage) mit “True North” auch gelungen. Songs wie z.B. “Robin Hood In Reverse”, “Land Of The Endless Greed”, “My Head Is Full Of Ghosts”, “In Their Heart It’s Right” oder der Titel-Track überzeugen sowohl musikalisch als auch textlich(!) wieder auf ganzer Länge. Und mit der Single “Fuck You” überraschten die Punk-Veteranen sogar noch mal mit einem rotzfrechen aber auch klugen Text.
Die Bandleader Graffin (arbeitet als Universitäts-Professor und Buch-Autor) und Gurewitz (ist Chef vom Punk-Label Epitath) ließen sich zuletzt zu der Aussage hinreißen, dass man letztendlich nur mehr neue Alben veröffentliche, um den anderen Bandkollegen auch Arbeit und ein Einkommen zu sichern. Ob diese Aussage nun wirklich ernst zu nehmen ist, ist fraglich. Denn andernfalls wäre es schon eine sehr unmotivierte Herangehensweise.
Nichtsdestotrotz wirkt an diesem Album nur ein Song wirklich unmotiviert: “Hello Cruel World”, der einzige Langsame auf “True North”. Als zweiter kleiner Kritikpunkt könnte erwähnt werden, dass das Album mit 16 Songs vielleicht etwas zu lange ist. Denn bei diesen kurzen Stücken bewirken so viele Nummern fast eine kleine Reizüberflutung.
Wie gesagt, das könnte man sagen. Tun wir auch. Und zwar nur um die Waage zwischen Plus und Minus zu halten. Sozusagen nur für die Galerie. Denn sicher ist: Das ist noch Punkrock, und zwar so wie die Welt ihn momentan auch braucht! Punkseidank haben Bad Religion noch immer was zu sagen! Auch wenn es immer nur in knappen zwei Minuten ist…
4 / 5
- Bernd Eger