Category: | Review - Internet | Publish date: | 1/16/2013 |
Source: | hardharderheavy.de (Germany) | ||
Synopsis: |
True North
Bad Religion, die Grandseigneurs des Punk Rock nach südkalifornischer Lesart, melden sich im 33. Jahr ihrer Geschichte mit einem Album zurück, das so jung und frisch klingt, als wären die Musiker nicht gesetzte Endvierziger mit Universitätsabschlüssen und akademischen Berufen, sondern die wilden und wütenden Jungspunde aus der Anfangszeit. TRUE NORTH heißt das mittlerweile 16. Album – und es straft all jene Spötter Lügen, die behaupten, es gäbe ohnehin nur drei Bad Religion-Songs: den schnellen, den langsamen und den experimentellen. Denn TRUE NORTH ist ein Album, das Spaß macht – dem langjährigen Fan genauso, wie dem Novizen im Bad Religion-Camp.
16 neue Songs sind auf TRUE NORTH zu finden, und direkt mit dem Titelsong galoppieren die Punk-Veteranen um den singenden College-Professor und Evolutionsbiologen Greg Graffin nach vorne los, als lägen die Großtaten wie Generator, Suffer oder Against The Grain nicht schon allesamt gut 20 Jahre zurück.
"Past is Dead" beginnt dann erst ein wenig gesetzter, prescht dann allerdings auch bald wie ein junges Pferd auf die Weide.
Bad Religion haben zwei ganz große Pluspunkte, die sie von der schieren Masse an Epigonen, die sie schon, sagen wir: inspiriert haben, wohltuend abheben: Zum einen sind das die Ohrenschmeichler-Melodien, die von der stets so angenehmen Stimme Graffins gleich im Dutzend aus den Lautsprechern geschmettert werden – auch "Robin Hood in Reverse" oder die erste Single, das ganz punkrockig-knackig betitelte "Fuck You". Ja, diese Melodien tun gut, sie sind eine Art Euphemismus für die transportierten Textinhalte. Die sind nämlich eher unschön. Allerdings das zweite große Plus der Kalifornier. Denn Bad Religion transportieren tatsächlich schon seit ihren Gründungstagen einen durchgehend intellektuellen Duktus in ihren Texten. Schon immer gingen die beiden Haupttexter Graffin und Gitarrist Brett Gurewitz diesen schmalen Grat zwischen Wut und Intellekt, und schon immer schafften sie es, in ihren Texten Missstände zu thematisieren, ihrem Ärger darüber Luft zu machen, aber auch gleichzeitig ein hohes Niveau zu wahren.
So auch auf TRUE NORTH, das am 20. Januar über Gurewitz‘ Label "Epitaph Records" erscheinen wird. Die nicht enden wollende Gier ist da ein Thema ("Land of Endless Greed"), ebenso wie undurchschaubare Atommächte wie Pakistan ("Dharma and the Bomb") oder der generelle Zustand der Welt ("Crisis Time", "In their Hearts is Right"). Im krassen Gegensatz dazu steht die beinahe fröhliche Musik. Wie bei manch gutem Kabarettisten ertappt man sich dabei, gedankenlos zuzuhören, mit einem Lächeln im Gesicht, ehe einem klar wird, dass da gerade sehr unschöne Wahrheiten ausgesprochen werden – und einem jenes Lächeln auf den zaghaft erhobenen Mundwinkeln gefriert.
Fazit: TRUE NORTH ist ein Alterswerk einer ganz und gar nicht altgewordenen Band. In dieser Form sind Bad Religion bestechend gut und werden wohl auch live für die eine oder andere Überraschung gut sein. Fans werden begeistert sein, Novizen dürften in Ehrfurcht vor einer der Gründerbands eines ganzen Genres einen Meilenstein der Diskographie in den CD-Player legen. Bei Bad Religion greift das Klischee tatsächlich: Sie werden nicht älter, sie werden von Mal zu Mal besser.
Anspieltipps: "Fuck You", "Dharma and the Bomb" und "Crisis Time" sollten einen guten Eindruck des Albums vermitteln.
Tipp: Bad Religion sind gut wie immer. Also weiß die Zielgruppe, was sie erwartet und wird zugreifen!
6.5 / 7
- Wolfgang W.