Category: | Review - Magazine | Publish date: | 4/1/1998 |
Source: | Intro, no. 53, April 1998 (Germany) | ||
Synopsis: |
No Substance
Zum aktuellen Zustand der nunmehr bereits 15 Jahre das weite Feld des Punkrock mit teilweise bemerkenswertem Charme ("Suffer") beackernden BAD RELIGION hat der Herr Fust in unserer letzten Nummer bereits Lesenswertes festgestellt, und ich empfehle, dies einmal nachzuschlagen, insbesondere das vom Barden Greg dort eingeführte "produktive Spannungsverhältnis" (sic!) zwischen der musikalischen Seite eines Popsongs ("No Substance") und dessen Botschaft (die ganze Oberflächlichkeit in der Gesellschaft, Du, echt). Überflüssig zu erwähnen, daß in der ebenso unabwendbaren wie auch unheilvollen Konsequenz dieses unfaßbaren Schwachsinns vorbezeichnetes Stück nur von einem solch produktiven Kaliber sein kann, daß es schlicht und einfach nach BRYAN ADAMS klingt.
Respekt. Im Kontext dieses Werks steht es damit übrigens keinesfalls allein, sicher ganz, ganz erfreulich für die Freunde mainstreamigen, gern folkigen Rock'n'Rolls - der auch gar nicht gut gemacht sein muß -, weniger erfreulich für einen alten Parteigänger des Punkrock wie mich, der hier nicht viel erwartet hat, so eine schmale Darbietung aber auch wieder nicht. Der Titel "No Substance" wie auch der Text des immerhin annehmbaren Openers "Hear It" treffen meine Empfindungen auf die Zwölf: BAD RELIGION beweisen eindrucksvoll, daß sie gar nicht nur inspirationslosen Melodypunkrock mit immergleichem Singsang spielen können, sondern dies problemlos auch noch ohne Wucht, Dynamik oder Energie hinbekommen. Saft- und kraftlos, einfach saumäßig. Genau das Armutzszeugnis, welches sich diese Band unbedingt noch abholen mußte, gekrönt vom fa-fa-fafa-Kinderreigen und HOSENs own Campino huckepack ("Raise Your Voice"). Die Bad-Taste-Party stößt in ganz neue Dimensionen flauen Rock'n'Rolls vor und hält (nur) unter diesem Gesichtspunkt ein äußerst stimmiges, geschmackssicheres Szenario parat: Hier ist man peinlich, hier darf man's sein. Solch mittelmäßige Poprockplatten könnten einem ja wirklich scheißegal sein, wäre da nicht immer noch diese Ideen-durch-Musik-transportieren-Schiene, die Greg partout weiterfahren will: Diese Sparte ist zwar nicht allzu erfolgversprechend wie - möglicherweise - auch nicht sinnvoll, sie aber diesem unkritischen, nicht einmal mehr punkspießigen Altrockverein zu überlassen, geht nun wirklich nicht. Fazit: Wo "No Substance" draufsteht, gibt es dafür einen wahrhaft guten Grund; Finger weg oder wissen, wer man ist!