Category: | Interview - Magazine | Publish date: | 4/1/2004 |
Source: | Uncle Sally*s #95 (April 2004) (Germany) | With: | Greg Graffin |
Synopsis: |
Irgendwie sind sie ja schon richtige Punkrock-Opas, die Jungs von Bad Religion - schließlich feiern sie im nächsten Jahr ihr 25-jähriges Bandjubiläum. Trotzdem haben sie immer noch mehr Feuer im kleinen Zeh als die meisten jungen Punkrock-Bands zusammen im ganzen Körper, und mit ihrem 2003er-Werk 'The Process Of Belief' konnten sie einmal mehr ein Zeichen setzen - unter anderem auch dank der Rückkehr des langjährigen Gitarristen und Masterminds Brett Gurewitz, der sich in den Jahren zuvor mehr um seine Drogensucht und sein Label 'Epitaph' gekümmert hatte als um die Band. Das neue Album 'The Empire Strikes First', das Anfang Juni erscheint, soll die lange Erfolgsgeschichte der kalifornischen Legende nun fortschreiben - und Sänger Greg Graffin zeigte sich im Vorab-Gespräch einmal mehr bester Laune und voller Zuversicht.
Greg, ihr habt die Aufnahmen zur neuen Platte gerade abgeschlossen - was können wir erwarten?
Nun, durch die Rückkehr von Brett Gurewitz war unser letztes Album 'The Process Of Belief' ja so etwas wie ein Wiederanfang - ein Rückbesinnen auf frühere Zeiten. Die neue Platte wird nun genau da ansetzen, wo 'The Process Of Belief' aufgehört hat, und den Sound auf eine neue Ebene hieven. Vor allem die Gitarren klingen hervorragend. Wer also Gitarren mag, dürfte Gefallen am neuen Album finden.
Und wie sieht es mit deinen Texten aus?
Ich habe diesmal sehr lange an den Texten gearbeitet, weil es mir wichtig war, an keiner Stelle vage oder zweideutig zu klingen. In der Vergangenheit war es oft so, dass unsere Texte bisher frei interpretiert werden konnten, die zahlreichen Metaphern und Allegorien haben ja geradezu dazu eingeladen. Diesmal wird alles etwas deutlicher und klarer sein. Aber keine Angst, zu flach wird es nicht: Wer unsere Texte früher nicht kapiert hat, wird sie wohl auch diesmal nicht verstehen.
Deutlich und klar ist ja auch der Titel des neuen Albums - 'The Empire Strikes First' lässt ja kaum Raum für Interpretationen und richtet sich ganz offensichtlich gegendie derzeitige Politik der US-Regierung.
Ja, das stimmt, das kann man kaum anders verstehen. Allerdings geht es uns nicht nur um George Bush - nur zwei Songs auf dem Album behandeln direkt die amerikanische Außenpolitik, ansonsten spielt unter anderem auch ein Thema wie Religion und die aus ihr resultierenden Probleme eine Rolle. Der Titel soll auch allgemein die Diskussion darüber unterstützen, was passiert, wenn ein Land einfach einen Krieg beginnt - und das dann auch noch ohne Unterstützung des eigenen Volkes. Uns war und ist es immer noch wichtig, niemals einen Song- oder Albumtitel zu haben, der uns vielleicht in zehn Jahren peinlich sein könnte, und ich glaube 'The Empire Strikes First' ist so ein Konzept, zu dem wir auch in Jahren noch stehen können.
Gab es trotzdem in eurer Karriere einen Song, der dir heute unangenehm ist?
Na ja, auf unserem ersten Album gibt es den Song 'World War III'. Als wir den geschrieben haben, war ich 15 Jahre alt, und insofern ist das Lied eigentlich gar nicht schlecht. Im Text gibt es aber die Zeilen: 'Stop, look, and listen to what the president says. The first lady is a fucking less'. Völliger Nonsens, der sich aber gut gereimt hat. So einen Blödsinn habe ich später nicht mehr verzapft.
Der Titel des neuen Albums erinnert natürlich auch an den Star-Wars-Film 'The Empire Strikes Back'. Fans haben dementsprechend im Internet auch gleich ein paar potenzielle Cover für die neue Platte entworfen - auf einem bist du als Darth Vader zu sehen, und hinter dir Greg Hetson als Yoda...
Ehrlich? Keine schlechte Idee. Das mit dem Darth-Vader-Kostüm sollte ich mir merken, wäre bestimmt auch keine schlechte Idee, so etwas auf der Bühne zu tragen.
Wie stehst du denn eigentlich zu den Star-Wars-Filmen?
Ich liebe sie. Als sie damals im Kino liefen, war ich gerade ein kleiner Schul-Junge, und ich konnte gar nicht anders als schwer davon beeindruckt sein. Ähnlich ist es, glaube ich, wenn heute ein junger Teenager einen Herr-der-Ringe-Film sieht. So etwas prägt einfach. Und ich denke, dass 'Empire Strikes Back' der beste aller Star-Wars-Filme ist.