Category: | Review - Internet | Publish date: | 10/9/2010 |
Source: | piranha.tv (Germany) | ||
Synopsis: |
Bad Religion
Kulturrevolution
„Es überrascht niemand mehr als mich, dass der Punk heute noch so stark ist“, deklariert Brett Gurewitz, Gitarrist der Punkinstitution Bad Religion. „Das war am Anfang eine sehr nihilistische, selbstzerstörerische Kultur, die nicht wirklich immer ein besonderes politisches Anliegen hatte.“
Auch Bad Religion ging es zu Beginn nicht unbedingt um Weltverbesserung. „Greg [Graffin, Bad Religion-Frontmann] und ich waren zwar immer politisch interessiert, aber als wir anfingen, war er 15, ich 17. Wir waren angepisst, wie das nun mal jeder Teenager ist, nicht, weil wir einen anderen Präsidenten wollten.“
Unglaubliche 30 Jahre sind seither vergangen, und 2010 legen Bad Religion ihr 15. Studioalbum „The Dissent Of Man“ vor. Von Altersmilde keine Spur, Brett & Co. sind aggressiv und brachial, schnell und laut, melodiös und catchy wie immer.
Das klassische Punkgerüst macht weiter Platz für straighten Hochspannungsrock, der die gewohnt gewichtigen Inhalte mit Starkstrom in die Nervenbahnen ballert. Und was verbirgt sich hinter dieser „Meinungsverschiedenheit des Menschen“? Verdammt viel.
„Greg ist Wissenschaftler, während ich diesbezüglich eher Dilettant bin, aber wir sind beide große Verehrer von Charles Darwin und seiner Evolutionstheorie. Sein zweites Buch war ‚The Descent Of Man‘ [„Die Abstammung des Menschen], wo er erstmals die These aufstellte, dass wir von Affen abstammen, nicht von Engeln.
Was damals unglaublich kontrovers war. Mehr Punk hätte er gar nicht sein können! Wir machten daraus ‚dissent‘, was perfekt ausdrückt, wer wir sind: diejenigen, die für die Meinung einer Minderheit eintreten. Und nach 30 Jahren und 15 Alben haben wir uns schließlich auch entwickelt. Wir sind sehr froh mit diesem Einfall.“ Es gibt Bands, die in ihr Gesamtwerk nicht so viel Intelligenz investieren wie Bad Religion in einen einzigen Albumtitel.
[Matthias Jost]