Zweiter Frühling
Mit neuem Album und neuem alten Line-up knüpft die kalifornische Punk-Legende an ihre besten Tage an.
Die letzten Jahre waren nicht gerade leicht für die Mutter aller Punk-Bands: Nach dem kommerziellen Hoch Mitte der 90er, gingen die Umsätze ihrer Alben zuletzt ebenso drastisch zurück, wie die Ticketverkäufe für ihre Tourneen. Die Folge: Sie wurden von ihrer Plattenfirma gedroppt. Für die Urpunks aus Los Angeles alles andere als ein Beinbruch: Nun sind sie wieder da, wo alles anfing – beim renommierten Indie-Label Epitaph, deren Gründer Brett Gurewitz einst Gitarre bei Bad Religion spielte – und es jetzt wieder tut. Und das nach sechsjähriger Pause. Eine kleine Sensation. Genau wie der Ausstieg von Drummer Bobby Schayer, den schwere Rückenprobleme zum vorzeitigen Karriereende zwangen. Eine Entscheidung, die Tausende von Fans mit aufmunternden E-Mail quittierten. Und wenn sie erst das neue Album hören, dürften es sogar noch mehr werden. „The Process Of Belief“ ist nicht nur das beste BR-Werk seit „Stranger Than Fiction“, sondern auch das erste, für das sich Brett Gurewitz und Greg Graffin als Songwriter-Gespann betätigen. „Es hat etwas von einer Familienzusammenführung“, schwärmt der Sänger, der hauptberuflich Biologie an einer New Yorker Uni lehrt. „Wir haben längst vergessen, worüber wir uns mal gestritten haben. Meistens waren es Spannungen zwischen Jay und Brett, aber die sind wie weggewischt. Wir sind endlich erwachsen geworden und viel besser darin, unsere Ansichten auf den Punkt zu bringen. Wir sind ein richtiges Team.“ Und das hört man aus jedem Akkord und jedem Song auf „The Process Of Belief“. Das Werk ist peppig, spritzig und vital. Eben die perfekte Mischung aus engagierten Texten und energetischen Punk-Rhythmen. Damit kommen sie jetzt auch wieder auf Tournee. In den kommenden Wochen werden Bad Religion beweisen, dass sie immer noch die Großmeister des Punk-Rocks sind. Und mit Neuzugang Brooks Wackerman, der schon bei den Suicidal Tendencies und Vandals spielte, haben sie wieder ein erstklassiges Line-up beisammen. Vielleicht sogar das Beste aller Zeiten. Good times for Bad Religion.