Category: | Review - Magazine | Publish date: | 5/1/2000 |
Source: | Intro, no. 74, May 2000 (Germany) | ||
Synopsis: |
The New America
Bad Religion besetzen so etwas wie die Synonym-Rolle von Punkrock. Longplay-Klassiker wie "Suffer" oder "No Control" liegen allerdings schon mehr als ein Jahrzehnt zurück und sind vielen nachgeborenen Fans gar nicht bekannt. Die jüngeren Alben konnten oft nicht mehr uneingeschränkt begeistern - der Vorwurf, die Band kopiere sich nur noch selbst, begleitet sie wie ein Schatten. Und viel verändert hat sich im Laufe der Jahre bei Bad Religion tatsächlich nicht. Das Punkrockruder haben andere übernommen, das markante Kreuz-Logo zeigt sich auf Lederjacken und beschrifteten Army-Rucksäcken längst nicht mehr allgegenwärtig.
So wundert's nicht, wenn Bad Religion heute im Vorprogramm (!) von Blink 182 spielen, deren musikalische Erfahrung sich zu Zeiten von "How Could Hell Be Any Worse" (1982) noch auf das Schwingen der Rassel beschränkte. "The New America" wurde in sechs Wochen auf Hawaii eingespielt, produziert von Todd Rundgren und gemischt von Bob Clearmountain, der schon mit Bruce Springsteen und Bryan Adams arbeitete. Smells like mainstream, wirkt sich auf den typischen Bad Religion-Sound aber kaum aus. Und die Band nach fast 20 Jahren Bandgeschichte noch mit irgendwem zu vergleichen wäre Quatsch, sie klingt eben immer noch unverkennbar nach sich selbst. Punkt. Mit "The New America" ersteht man einfach eine Menge hymnenhafte, vielleicht etwas gesetztere Punkrockhits, die, wie "A Streetkid Named Desire", auch schon auf ältere Alben gepaßt hätten. Aber auch ein paar Totalausfälle wie "I Love My Computer" mit blödem "Click me!"-Sample sind zu verzeichnen. Bad Religion müssen aufpassen, daß sie den eigenen Ikonenstatus mit derlei Albernheiten nicht aufs Spiel setzen. Bleibt noch die Feststellung, daß selbst Kollaborationen mit Vollspacken wie den Toten Hosen nicht mehr so abwegig erscheinen, wie das früher mal der Fall war.