Category: | Review - Internet | Publish date: | 1/29/2013 |
Source: | metalize.de (Germany) | ||
Synopsis: |
True North
Die größte (und damit meine ich erfolgreichste und bekannteste) amerikanische Punkrock Band nach THE RAMONES (und sind wir mal ehrlich, vermutlich sind den meisten Menschen heutzutage mehr BAD RELIGION Songs geläufig. Das durchschnittliche Wissen um die RAMONES beschränkt sich ja leider meist auf Blitzkrieg Bop und ein Band T-Shirt.) ist zurück und veröffentlich 2013, 34 Jahre nach Gründung mit True North das mittlerweile sechzehnte Studioalbum der langen Bandhistorie. Die Band, der nachgesagt wird pro Akkord einen Gitarristen zu beschäftigen, kann auf 3 Dekaden richtungsweisender Musik zurückblicken – Bands wie die heute ebenso erfolgreichen GREEN DAY oder legendäre 90er Skatepunk-Bands wie NOFX oder LAGWAGON hätte es wohl kaum gegeben, wäre nicht 1980 eine bis dato unbekannte High-School Band als Opening Act der damals schon bekannten SOCIAL DISTORTION auf die Bretter gestiegen.
BAD RELIGION haben 35 Jahre später wenig von ihrer Energie und ihrer Inspiration des geradliniegen 3-Akkord, 2:30 Minuten Punk-Rock verloren. 16 Songs in 36 Minuten sprechen eine klare Sprache. True North macht im Grunde nichts anders als die Alben zuvor und dabei doch so viel richtig. Die Songs schwanken zwischen den typischen Uptempo-Pogo-Songs und Midtempo – Variationen die das Genre so ausmachen. Punkrock bleibt hier Punkrock, kurze aber prägnante Riffs, Harmonien die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen und sozialkritische Fingerzeige inklusive. Und das natürlich alles unter 3 Minuten. Punkrock halt. Genau das zeichnet die Band bis heute aus – während bei anderen gealterten Helden mittlerweile auf drei mittelmäßigen Alben am Stück dröger Radio-Pop produziert wird. (Wer hat hier gerade laut GREEN DAY gerufen?!)
Der Opener True North zeigt da bereits wohin die Reise geht. Inbesondere der Chorus, geprägt von der markanten Stimme von Greg Graffin kann hier sehr stark überzeugen. Das Folgende The Past Is Dead bietet neben dem etwas entspannteren Intro einen ebenfalls tollen, mehstimmigen Chorus und ist insgesamt etwas mehr im Uptempo angesiedelt. Robin Hood in Reverse erinnert mich in seinen besten Momenten an Los Angeles Is Burning und stellt ein erstes Highlight des Albums dar. tolle Verse, starker Chorus und ein unglaulich gut passendes Solo. Stark.
Im weiteren Verlauf fällt Fuck You als High-speed Punkrock-Abrissbirne sehr positiv auf. Auch der Midtempo-Alternative-Backyard-Babies-Gedächtnissong Dharma And The Bomb kann sich durch starke Riffs und einen ordentlichen Chorus gut im Kopf festsetzen. Hello Cruel World als langsame quasi-Ballade geht leider etwas unter, es wird durch die Hochgeschwindigkeits-Angriffe Vanity und In Their Heart Is Right einfach plattgebügelt. Hier wurde eine etwas unglückliche Songabfolge gewählt, aber wen kümmert das. Mit einem Iron Maiden zitierenden Intro (3 Gitarren!) geht es in das überaus kritischen Crisis Time welches durch eben jenes Riff im Kopf bleibt. Dept. Of False Hope hat dann wieder eine dieser unvergleichlichen Harmonie im Chorus. Hitgefahr und Highlightverdacht. Wirklich ein toller Song. Nothing To Dismay kommt dann mit einem Ostküsten-Streetpunk-Groove um die Ecke, der einer Band wie FAR FROM FINISHED ebenfalls sehr gut zu Gesicht stehen würde.
Von den übrigen Songs bleiben mir vor allem The Island und der Abschluss Changing Tide im Kopf, das eine durch seine Geschwindigkeit – das andere durch seinen Abwechslungsreichtum.
Fazit: Auch nach 34 Jahren sind BAD RELIGION immer noch das was sie mal waren: eine Punkrock Band. Wie eh und je wird die allseits bekannte Formel perfektioniert und in Songs gegossen, die die 2:40 sehr selten übersteigen. Das Songwriting ist so präzise und auf den Punkt, wie es nur eine Band die ihr Genre miterfunden hat besitzen kann. Die Songs sind kritisch, schnell und unterhaltsam und die CD mit 36 Minuten ein Schlag ins Gesicht aller Bands die in 2 oder 10 Stunden nicht ausdrücken könnten was BAD RELIGION in einen Song packen. Enttäuscht werden dürfte hier niemand.
8.5 / 10
- Eike Cramer